K.Ö.N.I.G./K.Ö.N.I.G Dienst am Kunden - Nr. 6

17. September – 21. September 1998

Symposium künstler&alltagspraxis: Schlaraffia oder die hohe Kunst über die Runden zu kommen 

Vorträge, Diskussion, Filme, Ausstellung

"Wenn die Fabriken von den Menschen geräumt sein werden, gibt es nur noch Sozialhilfe. Die einen gewähren, die anderen empfangen und alle vier Jahre wird gewählt". (Hartmut Bitomsky) 

Schwerpunktthema ist die Frage nach dem Stellenwert der Künste in einer Gesellschaft, die auf diese Weise von Arbeit „entlastet“ ist: 

Welche Erwartungen zur Krisenbewältigung werden an die Kunst formuliert? Und wie antworten Künstler darauf? (Statt Visionen entwickeln sie Konzepte zum fröhlichen Scheitern oder arbeiten im Idealfall an der Entwicklung eines neuen common sense). 

Das Symposion ist gleichzeitig das dritte Treffen einer Künstlergruppe, die neben der Organisation von Projekten auch die Kunstvermittlung als Teil ihrer Arbeit begreift. Das gemeinsame Projekt OdA* (Organisation des Alltags), das im Frühjahr 1999 bundesweit an 10 Künstlerhäusern realisiert wurde (Künstlerhaus Dortmund, MeX (Dortmund), M10 (Hamburg), Oberwelt (Stuttgart), KunstraumWohnraum (Hannover), Büro für syntaktische Konfusion (Bochum), Künstlerhaus Bremen, peripherie (Tübingen), weltbekannt (Hamburg), Förderverein Aktuelle Kunst (Münster) wird auf dem Symposion in einer kleinen Ausstellung präsentiert. Auf der Basis der bisherigen Erfahrungen wird diesmal die politische Wirksamkeit kollektiver künstlerischer Praxis untersucht. 

 

Basisvorträge:

Der Soziologe Andreas Weber (Freiburg) analysiert die gesellschaftlichen Umstrukturierungen, die sich u.a. durch den Verlust von Arbeit ergeben. Er beschreibt das Scheitern demokratischer Politik und stellt die Frage, ob von künstlerischer Arbeit Impulse zur Lösung der Probleme ausgehen können. 

Der Kunsttheoretiker und Kurator Holger Kuba Ventura (Hamburg/Konstanz) stellt die Frage nach der Definition von "politischer Kunst". Wie wird darüber entschieden ob eine künstlerische Arbeit politisch ist, und welche Interessen werden damit verfolgt? Ausgehend von kunsthistorisch abgesicherten Positionen wird die aktuelle künstlerische Praxis und Theoriebildung untersucht.

Filmprogramm:

Im Kino 46 werden am 19./20./21.9. vier Filme von Harun Farocki (Berlin/Oakland) gezeigt. Diese Filme sind in besonderer Weise dazu geeignet, die angesprochenen Themen zu visualisieren. Sie sind scharfe Analysen des Alltags in der Dienstleistungsgesellschaft und vermitteln ein Bild davon, wie Menschen unter den veränderten Bedingungen mehr und mehr in Scheinwirklichkeiten leben: Sie erproben das Leben in Lehrgängen und bereiten sich fortwährend auf den Ernstfall vor. "Glück und Elend werden durch Sozialtechniken diszipliniert, und so von ihrem Grad der Unberechenbarkeit befreit."

 

 

Konzept und Organisation: Anne Schlöpke, Barbara Thiel