Fische hinterlassen keine Spuren
Mircea Cantor, Igor Eškinja, Sofia Hultén, Barbora Klímová, Ján Mančuška, Jonathan Monk und Lutz-Rainer Müller
20. Februar – 2. Mai 2010
Eröffnung: Freitag, 19. Februar 2010, 19:30 Uhr
Begrüßung: Waltraut Steimke, Geschäftsführung
Einführung: Stefanie Böttcher, Künstlerische Leitung
Spuren verfolgen uns und wir verfolgen sie, permanent. Abdrücke, Materialablagerungen – Relikte, die auf eine frühere Anwesenheit hinweisen. Ganz egal, wo wir uns aufhalten, wir stoßen stets auf Hinterlassenschaften anderer Personen, Kreaturen und Ereignisse. Sie alle erzeugen nachvollziehbare Spuren. Unsere bloße Präsenz an einem Ort ist aufgrund unbeabsichtigt hinterlassener Zeichen später rekonstruierbar. Wir sehen Zeichen, versuchen uns in deren Auslegung oder Verfolgung – kurz werden als Spurenleser aktiv. Doch gleichzeitig wirken wir als Spurenleger, denn jedes Fortbewegen erzeugt automatisch Fährten. Die Unaufmerksamkeit des Spurenlegers wiederum regt die Aufmerksamkeit des& Spurenlesers an.
Die Ausstellung Fische hinterlassen keine Spuren widmet sich der Erscheinung der Spur in der zeitgenössischen Kunst. Sie vereint verschiedene künstlerische Positionen, um diesen manchmal sichtbaren, manchmal ungreifbaren Zeichen nachzugehen. Spurenleger oder -ausleger, Beobachter, Agierender oder Deuter – eines ist allen Arbeiten gemein: Es handelt sich nicht nur um Auseinandersetzungen mit diversen Erscheinungsformen der Spur, sondern die Künstler selbst nutzen die Taktik des Spurenlegens. Sie ködern den Betrachter, verleiten ihn, die gelegte Fährte zu verfolgen und ziehen ihn so ins Geschehen. Sie lassen ihn ganz buchstäblich zum Spurenleser werden.
PROGRAMM
04. März 2010, 19 Uhr Das fehlende i – Charles Arnold & >A Decade of Californian Color< Das fehlende i – Charles Arnold & >A Decade of Californian Color< Vortrag der Galerie C&V, Hamburg
Eine gefälschte Katalogmappe ist der Ausgangspunkt einer Spurensuche mit dem Ziel der Kontextualisierung und (Re-)Konstruktion des Falls: Wer war oder ist Charles Arnold? Sind die beiden Einlagen absichtlich platzierte Hinweise oder stellen sie vergessene Arbeitsmaterialien dar? In welchem Zeitkontext agierte die Fälscherin bzw. der Fälscher und welche Motivation stand dahinter?
Die Künstler Alexander Mayer, Jo Zahn und Jörn Zehe arbeiten seit 2007 unter dem Namen Galerie C&V zusammen. Im selben Jahr organisierten sie den Ausstellungs- und Veranstaltungszyklus Copieren und Verfälschen im Künstlerhaus Frise, Hamburg, 2009 das Projekt Kommentar als selber was in der Kunsthalle Exnergasse, Wien. Für November 2010 bereiten sie in Hamburg die Ausstellung Das fehlende i: Charles Arnold und ‚A Decade of California Color‘ vor.
Nähere Informationen unter www.c8v.de
15. April 2010, 19 Uhr Die Lockmittel der Spur und die Kunst des Verfolgens. Francis Alÿs’, Sophie Calles und Janet Cardiffs Zeichnung des öffentlichen Raums, PD Dr. Mirjam Schaub, z.Zt. Visiting Research Fellow an der University of Edinburgh, Philosophin und freie Kunstkritikerin.
In den Arbeiten vieler GegenwartskünstlerInnen tauchen Spuren weder als eine positive Technik der Wissenserzeugung auf, noch funktionieren sie im Sinne einer negativen Semiologie, die auf eine uneinholbare Abwesenheit verweisen würde. Vielmehr präsentieren sie sich als ein unheimliches Drittes: Sie provozieren beim Betrachter eine Form von Verfolgung, die Erwartung, Angst und Ambivalenz erregt und den geschützten Rahmen der Kunstrezeption zu verlassen droht.
Der Vortrag von Dr. Mirjam Schaub widmet sich dieser Funktionsform der Spur. Exemplarisch für den bewussten Einsatz der Taktik des Spurenlegens im öffentlichen Raum werden in ihm Werke von Francis Alÿs, Sophie Calle und Janet Cardiff examiniert.
Führungen: 24. März 2010, 19 Uhr; 28. April 2010, 19 Uhr
Die Ausstellung wird gefördert durch: