Ekkehard Neumann – Bodenarbeiten und Wasserfarbenbehälter für die Galerie im KünstlerHaus
November – Dezember 1993
Konzept: Horst Griese
"Es scheint, als ob im gegenwärtigen Kunstgeschehen alles möglich ist: Vordergründige Provokation wie postmodernes anything goes einerseits, die Suche nach neuen Inhalten wie die kritische Befragung des eigenen Mediums andererseits wechseln einander stetig ab. Allerdings weist Neumanns Œuvre weder jene postmoderne Beliebigkeit auf noch sind Parallelen zu hypermodernen skulpturalen und plastischen Positionen erkennbar. Vielmehr ist die Gestaltung konkreter Formen der Ariadnefaden, die Idee, die sich durch sein Werk zieht und es prüft. So ist das Formenarsenal der Geometrie zentraler Baustein seiner Gestaltungsstrategie, deren Resultate konstruierte Gebilde der Fläche und des Raumes sind. Eine Strategie, die sich in der Tradition konkreter Kunst weiß, aber einen entschiedenen Gestaltungswillen erkennen lässt, der durch individuelle Setzungen überzeugt und diese in verschiedenen Werkgruppen zur Geltung bringt.
Seine kleinvolumigen Wandstücke sind Schachteln oder Kartons, deren Ober- und Unterteil zueinander gruppiert sind. Nach einem bestimmten Maßsystem werden jeweils zwei Elemente zu einem Ganzen zusammengefasst. Nicht ein Hinter-, Über- oder Untereinander ist das Anordnungsprizip dieser skulpturalen Setzungen, sondern ein Nebeneinander. Der Künstler findet die Schachteln, baut sie selber oder lässt sie anfertigen. Die vorgenommenen Eingriffe sind lapidar wie überzeugend: die Schachteln werden farbig gefasst, oft mit Acrylfarbe besprüht, gespachtelt oder mit einem anderen Material beklebt, so aus ihrem ursprüglichen Funktionszusammenhang gelöst und in einen neuen Kontext gestellt. Das Prinzip der Zuordnung einzelner geometrischer Formelemente findet auch bei den Bodenstücken Anwendung. Bei dieser Werkgruppe bilden zwei oder vier kastenartige Elemente aus Eisen ein Ganzes. [...]
Neumanns Anordnung sind elementar genug, um als Ganzs wahrgenommen zu werden und komplex genug, um den Blick erneut auf sich zu ziehen. Kunst, die nicht überreden will, sondern durch diskrete Dimensionierung und unprätentiöse Behutsamkeit überzeugt. Seine Installationen sind Einladungen an den Betrachter, eine aktive Beziehung mit dem Werk selbst und mit dem Raum einzugehen. Das Ding als solches, seine Beziehung zu anderen Elementen wie das Verhältnis dieser Elemente zum Raum können erfahren und nachvollzogen werden. Die Boden- und Wandstücke entfalten eine Präsenz wie suggestive Wirkung, haben eine derartige Kraft, ihre Umgebung neu zu strukturieren, Orte im Raum zu definieren und tragen zu einer neuen Raumerfahrung bei. So werden Räume zu Orten des Erlebens."
Auzüge aus dem Text von Joachim Kreibohm zu der Ausstellung. Der vollständige Text ist im Künstlerhaus Bremen erhältlich.
Materialien:
Bodenarbeiten: Fünf Grüppen von jeweils vier Einzelelementen, Eisen
Außenmaße der Anordnung 30 x 30 cm, 90 x 90 cm, 120 x 120 cm, 150 x 150 cm, 180 x 180 cm
Kantenhöhen 2 cm, 3 cm, 5 cm, 6 cm
Vier Wasserfarbenblätter
100 x 100 cm