Daniel Tschannen – Langer Schatten

Oktober 1992

Konzept: Horst Griese

"Nichts erschließt sich auf den ersten Blick.

Seit 1986 inszeniert der schweizer Bildhauer Daniel Tschannen großformatige Installationen in Innen- und Außenräumen. Diese Arbeiten baut der 1960 in Zürich geborene Künstler, der heute in Köln lebt, mit Bauhilfsmaterialien auf: Gerüstnetzte und -stangen, Stahlprofile, Schaltafeln und transparente Folien sind Tschannens Werkstoffe. Mit den Schlatafeln, Gerüstnetzten und Folien schafft Tschannen geschlossene polygonale Formzüge, die Profile und Stangen sichern die Stabilität dieser Raumkörper in sich und fixieren ihre Position im Raum.

Oftmals an verschiedenen Enden keilförmig zugespitzt, deuten seine Plastiken immer mehrere virtuelle Bewegungsimpulse in unterschiedliche Richtungen an. Eingebunden in einen Ausstellungsraum, eine Platz- oder Straßensituation, nehmen sie sowohl achsiale Bezüge, die Bewegungsgewohnheiten der Passanten oder Besucher als auch architektonsiche bzw. totografische Schnittstellen oder Konflikte auf. [...]

In der Galerie des KünstlerHaus war die Installation Langer Schatten im hinteren rechten Teil des Ausstellungsraumes situiert: Aus der Eingangssituation waren hier zunächst nur zwei, materiell und richtungsspezifisch konfligierende Keilformen zu sehen. Bei der Bewegung in den Raum hinein, offenbarte sich dann der vorher nur erahnbare Zusammenhang der beiden Elemente im Gesamtzusammenhang eines mehrfach ebenengebrochenen und- verschoben plastischen Körpers. Die voluminöse Erscheinung setzte an keinem Punkt auf dem Boden auf. So stellte sich der Eindruck einer kaum fassbaren Leichtigkeit ein. Zudem schienen die einzelnen Formzüge des plastischen Körpers gleichsam aus der Decke oder den Wänden herauszuwachsen bzw. über die durch sie markierten Grenzen des erlebten Raumes hinauszuschießen."

Auszüge aus dem Text zu der Ausstellung von Wout Nierhoff. Der vollständige Text ist im Künstlerhaus Bremen erhältlich.

 

Materialien: Schaltafeln, Profileisen, Gerüstnetz.