Arnold Schalks – Reederei Schalks (Übersetzungen)
Dezember 1993 – Februar 1994
Konzept: Horst Griese
Während meines Aufenthaltes in Bremen werde ich mich mit dem Schiffbau beschäftigen. Zu diesem Zweck werde ich einen Teil der Galerie des KünstlerHaus als Werkstatt einrichten und als Werft nutzen. Dort werde ich ein hölzernes Ruderboot bauen, das fünf Personen Platz bietet: einem Ruderer und vier Passagieren. Die Länge des Fahrzeugs beträgt 525 cm, die Breite 150 cm.
Am Donnerstag, dem 10. Februar 1994, findet um 20.00 Uhr die Eröffnung des Büros der Reederei SCHALKS statt. Das Büro befindet sich im Ausstellungsteil der Galerie. Hier werden Fotos, Zeichnungen, Schiffsmodelle und nautische Objekte gezeigt, die auf die Schifffahrt verweisen. Die Ausstellung stellt die fiktive Geschichte der Reederei dar. Im als Werf eingerichteten Teil der Galerie wird das Schiff im Bau zu sehen sein. Da das Bauen des Schiffes wahrscheinlich den größten Teil meiner Arbeitszeit in Bremen einnehmen wird, werde ich die meisten Objekte vorher in Rotterdam herstellen, sammeln und mitbringen. Um die mitgebrachte Sammlung zu vervollständigen, werde ich einige Tage durch das Bremer Hafengebiet streifen, um nach brauchbaren Ergänzungen zu suchen.
Zehn Tage später, am Sonntagmittag des 20. Februar 1994, wird bei Flutstand die Fähre in der Kleinen Weser zu Wasser gelassen. [...] Während der Feierlichkeiten wird der Rotterdamer Chor KOOR en HANS, begleitet von zwei Saxphonisten, von einem nahen Steg aus Seemannslieder (sea shanties) vortragen. Wim Konings* wird dann das Boot zum gegenüberliegenden Ufer rudern, um André Dekker** abzuholen und ihn als Passagier überzusetzten. Dieser wird, wenn er Land gegegangen ist, ein Eröffnungswort sprechen und den Fährdienst für eröffnet erklären. Das Fährboot wird seinen Dienst zwischen den folgenden Anlegestellen verrichten: 1. Galerie im KünstlerHaus (Reederei SCHALKS) und 2. Neues Museum Weserburg. [...]
Mein Entschluss, die Schiffahrt für mein Projekt als Ausgangspunkt zu nehmen, ist durch den Ort, an dem ich zwei Monate arbeiten werden, inspiriert: Die Geschichte Bremens ist eng mit der Schiffahrt verwachsen. Der Titel des Projektes: Reederei SCHALKS knüpft an diese Tradition an und setzt sie in Beziehung zu meiner eigenen Geschichte.
Die Form des Projektes, die Ausstellung und die damit verbundenen Aktivitäten, ist für mich die Möglichkeit, diese Tradition zu reflektieren und deren Elemente in einen andernen (=meinen) Kontext zu stellen (Übersetzungen).
Für die Entscheidung ein Boot zu bauen und es als Fähre zu benutzen, gibt es einen 'linguistischen' Grund: ich möchte mittels des Fährdienstes eine Situation schaffen, in der die zwei Bedeutugen des Wortes "übersetzen", nämlich: 1. in einer anderen Sprache wiedergeben und 2. von einen Ufer an das andere befördern, zusammenfallen können. [...]
Arnold Schalks
*Wim Konings: Maler/Graphiker und Spitzenruderer aus Rotterdam.
** André Dekker: Bildender Künstler aus Arnnheim, Düsseldorfer Korrespondent.
Der vollständige Text sowie eine Ausstellungsbesprechung von André Dekker ist im Künstlerhaus erhältlich.