Vortrag von Dr. Josef Müller: Urbane Biodiversität

Ein botanischer Streifzug durch 100 Jahre Artenvielfalt im Bremer Hafen

19. Januar 2012 um 19 Uhr

Dr. Josef Müller spricht über die Biodiversität im Bremer Hafen:

Städte haben sich fast unbemerkt von der Öffentlichkeit zu Zentren des Artenreichtums entwickelt. Großen Anteil daran haben Hafenquartiere als Umschlagplätze. Im weitläufigen Gelände aus Straßen, Eisenbahngleisen, Brachen, Lagerhallen und Containern herrscht ein ständiges Kommen und Gehen in der Pflanzen- und Tierwelt. Sie sind gleichermaßen Spielwiesen der Natur und mit ihrer Farben- und Formenfülle auch eine ästhetische Bereicherung des urbanen Raumes.

Gravierende Strukturwandel (geschlossene Containerverladung statt Stückgut, Aufgabe vieler Hafenumschlag- und Industriestandorte) und eine Neuorientierung zu völlig anderen Siedlungsstrukturen wie bspw. in der Übersee-Stadt Bremens bedrohen diese letzten Oasen der Wildheit. Sie werden in zunehmendem Maße durch große Gebäudekomplexe, Straßenbau und versiegelte Großparkplätze, pflegeleichte Intensivrasen oder Zwergstrauch-Dauerbegrünung ersetzt. Auf diese Weise geht ein wesentlicher Teil der urbanen Lebensraum-Vielfalt verloren.

Dr. Josef Müller ist derzeit am Institut für Ökologie an der Universität Bremen beschäftigt. Nach seinem Studium der Agrarbiologie in Stuttgart-Hohenheim, kam er 1980 zur Promotion an die Universität Bremen. Seither ist er dort in verschiedenen Projekten tätig. Ein Schwerpunkt seiner langjährigen Sukzessionsstudien zur Dynamik und Ökologie von Pflanzengemeinschaften liegt auf der Entwicklung der Artenvielfalt städtischer Brachen.

Die Veranstaltung findet im Rahmen der Ausstellung Lara Almarcegui – Brachflächen, Grabungen, Baustoffe statt.