Hausbesuch ³

20. und 21. September 2008

Hausbesuch³ - Tage der offenen Ateliers 2008

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Hausbesuch 2008 – Tage der offenen Ateliers 2008

Im Künstlerhaus Bremen versammeln sich so viele künstlerische Institutionen wie an keiner anderen Stelle der Stadt. Neben der Galerie, dem Tor zur breiteren Öffentlichkeit, befinden sich hier 15 Ateliers, in denen zur Zeit 18 Künstler und drei Gastkünstler arbeiten. Das Künstlerhaus gilt als eine der ersten Adressen nach Abschluss des Studiums oder vom Meisterschülerjahr an. Die Ateliers in einer Größe zwischen 20 bis 70 Quadratmetern bieten Arbeitsmöglichkeiten für unterschiedliche Techniken und Gattungen. Eine Fachjury befindet über die Vergabe der Räume für die Dauer von fünf Jahren, achtet dabei auf einen langsamen, kontinuierlichen Wandel und eine Durchmischung des Hauses mit allen künstlerischen Disziplinen. Wer im Büro des Künstlerhauses auf die Dossiers der Ehemaligen schaut, kann ermessen, dass sich hier bereits prominente Traditionsstränge gebildet haben.

In dem Gebäudekomplex am Deich sind neben Galerie und Ateliers, mit BBK und Gedok noch zwei einflussreiche Künstlervereine untergebracht. Das Künstlerhaus beherbergt zudem Betriebe, die sich am Markt durchsetzen und im Stadtteil etablieren konnten: Druckwerkstatt, Werkstatt für Holz und Design, Grafikbüro, Studios für Film und Klangdesign. Den Künstlern bieten sich hier fachliche Hilfen an, zudem können die wirtschaftlich operierenden Betriebe als Gelenkstellen für Arbeitskontakte nach außen genutzt werden.

Die Verbundstruktur des Künstlerhauses kann als modellhaft betrachtet werden. Zu den informellen Kontakten und Kommunikationsangeboten durch die Ateliernachbarschaft kommen institutionelle Vertretung und Kooperation. Das Haus bietet ebenso Freiraum für künstlerische Arbeit wie auch Orientierung bei der Vermarktung. Spezielle Kursangebote unterstützen bei dem Aufbau einer Website oder in Bewerbungsfragen. Eine Informationsbörse unterrichtet über Stipendien- und Projektförderung. Als Antwort auf die restriktivere Arbeitsmarktpolitik gibt es seit einiger Zeit das von der Geschäftsführerin Waltraut Steimke initiierte Netzwerk Bildende Kunst, das für 13 Bremer Kultureinrichtungen die Mitarbeit in künstlerischen Projekten koordiniert. Bei allen Bemühungen, Künstler vor fachfremden Arbeitsfeldern zu schützen und bei der Etablierung am Markt zu unterstützen, erweisen sich die engen Kontakte im Haus und die kurzen Wege in Bremen als vorteilhaft. Nicht unwichtig für die Anbindung an die Öffentlichkeit und die Förderung des Austausches ist das exzellente Restaurant im Haus.

Stefanie Böttcher hatte, als Kuratorin der Galerie des Künstlerhauses, kein leichtes Erbe anzutreten. Ihre Vorgängerin polarisierte zwar die örtliche Szene, doch der Erfolg gab ihr Recht. Susanne Pfeffer, ans Berliner KW Institute for Contemporary Art aufgestiegen, sicherte der Galerie im Künstlerhaus Bremen republikweit Beachtung. Die Kuratorin holte den Leipziger Malerstar Matthias Weischer zu seiner ersten Einzelausstellung an den Deich, zeigte früh Jonathan Monk oder ließ in konzeptueller Zuspitzung Schilder für Bilder sprechen.

Inzwischen ist das neue Ausstellungsprogramm vom Vergleichsdruck befreit. Stefanie Böttcher überzeugt mit frischen Positionen, stringenter Thematik und schlüssiger Präsentation. Mit ihr haben sich die Kontakte des Künstlerhauses zur Hochschule nicht nur in Bremen verstärkt, und die Galerie ist wieder mehr mit den anderen Ausstellungshäusern im Ort vernetzt. In diesem „Zentrum der künstlerischen Arbeit“ kuratorisch verantwortlich zu sein, bietet Chancen und Freiraum, sichert aber auch eine genaue Beachtung ganz besonderer Art.

Trotz der äußerst überschaubaren privaten Galerieszene in der Stadt bietet Bremen für Künstler doch eine attraktive Kulisse. Dabei ist das Künstlerhaus eine zentrale Gelenkstelle für Kommunikation und Kooperation. Kann Hannover beispielsweise nur neidvoll auf die aktive bremische Künstlerszene blicken, sucht man in Berlin vergeblich nach Atelierhäusern wie dem am Deich oder im Güterbahnhof. Künstlerische Arbeit ist die einsamste Tätigkeit der Welt und kann zum Eremitendasein auswachsen, wenn der Erfolg länger ausbleibt. Das Rückgrat stärken und die Begeisterungsfähigkeit erhalten, gehört zu den wichtigsten Aufgaben des Künstlerhauses.

Fester Bestandteil des Programms des Künstlerhauses sind so genannte „Hausbesuche“. Durch Atelierbesuche und Führungen wird die aktuelle Produktion der am Deich ansässigen Künstler in das Ausstellungsprogramm mit einbezogen. Der Bezugsrahmen, den Galerie und Ateliers gemeinsam für Diskurs und Austausch abstecken, wird damit regelmäßig öffentlich gemacht. Aktuelle und ehemalige Atelierbesitzer, übrige Künstler aus Bremen und dem Umland, breites Publikum und Fachbesucher von den Kooperationspartnern treffen auf Ausstellungseröffnungen und bei Hausbesuchen zusammen. Sie bestätigen in dieser Konstellation die Rolle des Künstlerhauses als Impulsgeber, Reibungsfläche, Netzwerk, Spiegel der örtlichen Szene. Am 20. und 21. September finden die Tage der offenen Tür statt. Zu diesem Anlass führen Persönlichkeiten aus dem Bremer Kunstbetrieb durch die Ateliers des Hauses: Ingmar Lähnemann, Kunsthalle Bremen, Joachim Kreibohm, „artist“, und Rainer Beßling, Kreiszeitung Syke.
Text: Rainer Beßling


Führungen durch die Ateliers
Dr. Rainer Beßling und Waltraut Steimke führen durch die Ateliers von Norbert Bauer / Patricia Lambertus / Barbara Rosengarth / Marlies Nittka / Christian Holtmann / Kyungwoo Chun und den Gastkünstlern Ilze Orinska / Marina Steinacker / Susanne Willand
Dr. Ingmar Lähnemann und Waltraut Steimke führen durch die Ateliers von Annette Meyer / Claudia Christoffel / Kerstin Drobek / Marina Schulze / Sibylle Springer / Mia Unverzagt
Dr. Joachim Kreibohm und Stefanie Böttcher führen durch die Ateliers von Christian Helwing / Reinhold Budde / Preechaya Siripanich / Christiane Fichtner / Thomas Behling