A Room of One‘s Own - or a House for the Many? Queer-feministische Revisionen des Künstler:innenhauses
Mittwoch, 01.02., 18 Uhr
Vortrag von Petra Lange-Berndt
Der französische Künstler und Theoretiker Daniel Buren beschäftigte sich um 1970 in einem Aufsatz mit der Krise des Ateliers und kam zu dem Schluss, dass dieser besondere Ort für das Verständnis von Kunst so wichtig sei, dass er ausgestellt werden müsse. Er definierte das Studio dabei als „Rahmen, Einfassung, Sockel“ und ausdrücklich auch in struktureller Hinsicht als „Macht, Kunstgeschichte, Ökonomie, Markt“: Diese Produktionsstätten verweisen neben dem Schaffensprozess auf den jeweiligen gesellschaftlichen Kontext. In diesem Sinne möchte die Kunsthistorikerin Petra Lange-Berndt in diesem Vortrag eine Kritik des Künstler:innenhauses aus queer-feministischer Perspektive vornehmen. Im Mittelpunkt der Analyse stehen historische wie gegenwärtige Institutionen und mit ihnen verbundene Selbstdarstellungen, Künstler*innenrollen, Künstler*innenmythen sowie Ausbildungssystemen seit dem langen 19. Jahrhundert. Was für historische Konzepte, welche Bilder von Künstler:innen in ihren Ateliers und Wohnräumen, sind zu verzeichnen? Was für soziale Räume werden aufgespannt? Was für Konzepte wären heute zeitgemäß, welche Alternativen sind möglich?
Vortrag in deutscher Sprache
Eintritt frei
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Ein Haus für Künstler*innen"
Petra Lange-Berndt ist Professorin für moderne und zeitgenössische Kunst am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg; zuvor war sie acht Jahre lang als Lecturer / Reader am Department of History of Art, University College London, tätig. Sie hat zu Tieren und Taxidermie (Animal Art, Präparierte Tiere in der Kunst, 1850–2000, Silke Schreiber 2009), Psychedelia und Intermedia (Sigmar Polke: Wir Kleinbürger! Zeitgenossen und Zeitgenossinnen. Die 1970er, Walther König 2009 / englisch 2011), Materialfragen (Materiality: Documents of Contemporary Art, Whitechapel Gallery / MIT Press, 2015) sowie Konzeptkunst (Hanne Darboven: Korrespondenz, 1967–1975, 10 Bände, Verlag Walther König 2015) publiziert. Ihre gegenwärtige Forschung untersucht den Monte Verità als Zentrum der Lebensreformbewebung sowie das Konzept Kommune in der Kunst der 1970er Jahre.
Petra Lange-Berndt hat zudem eine Reihe von Ausstellungen kuratiert: Sigmar Polke: Wir Kleinbürger! Zeitgenossen und Zeitgenossinnen. Die 1970er an der Hamburger Kunsthalle (2009–2010, mit Dietmar Rübel und Dorothee Böhm), eine Show in drei Teilen, die vom Internationalen Kunstkritikerverband AICA zur Ausstellung des Jahres gekürt wurde; Mark Dion: Die Akademie der Dinge an der Akademie der Künste, dem Albertinum und dem Grünen Gewölbe, Dresden (2014–2015, mit Dietmar Rübel, Katalog bei Walther König); Hanne Darboven: Korrespondenzen am Hamburger Bahnhof, Berlin (2017, mit Gabriele Knapstein und Dietmar Rübel) sowie Singular / Plural: Kollaborationen in der Post-Pop-Polit-Arena, Kunsthalle Düsseldorf (2017, mit Max Schulze, Dietmar Rübel).
Sie erhielt für die mit Studierenden kuratierte Ausstellung „Werden, das ist die Losung!“ Szenen zum 150. Geburtstag von Ernst Barlach, Barlach Haus, Hamburg den Hamburger Lehrpreis für das Jahr 2020.
Der Vortrag ist Teil der Veranstaltungsreihe Ein Haus für Künstler*innen. Die Reihe knüpft an die interne Diskussion eines geeigneten gendergerechten Namens für das Künstlerhaus Bremen an. Durch Vorträge, Diskussionsrunden, Workshops und künstlerische Beiträge möchte die Reihe externen Perspektiven zu diesem Thema Raum geben und andere Institutionen und Künstlerhäuser in die Diskussion mit einbeziehen.
In Kooperation mit dem Mariann Steegmann Institut. Kunst & Gender an der Universität Bremen und dem Seminar Künstlerische und gestalterische Produktionsräume der Zukunft von Mona Schieren an der Hochschule für Künste Bremen.
Im Anschluss erschien die Zusammenfassung des Vortrags auf publicsandpublishings.org.
Diese Veranstaltung ist Teil von publics&publishings, einem Kooperationsprojekt zwischen GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst e.V., Künstlerhaus Bremen und Kunsthalle Kunstmuseum Bremerhaven, das entwickelt wird im Rahmen von "dive in. Programm für digitale Interaktionen“ der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR.
Mit freundlicher Unterstützung von