processed_Work, 2014
verarbeitete_Arbeit, processed_Work
Ton, Gips, Acrylfarbe, Acrylharz
„Ein Stamm, ein hölzernes Fragment. Die Skulptur veranlasst den Betrachter zunächst, näher heran zu treten, die Oberfäche mit den Augen abzutasten und den Detailreichtum aus Rissen, Linien und Mustern zu erkunden.Zunächst scheint das, was der 1985 geborene Daniel Neubacher mit dieser lapidar (Ohne Titel) Stamm, 2014, genannten Arbeit macht, exakt jener halb ironischen, halb provokati-ven Geste zu entsprechen, die auch bei anderen Künstlern seiner Generation so populär ist und die vor allem zu untersuchen scheint, was eigentlich noch Skulptur sein kann. Man denke an Klara Lidén, die Mülleimer an öffentlichen Orten abschraubt und diese als Readymades aufreiht; oder an Sofa Hultén, die das Innere eines mit rostigen Schrauben gefüllten, alten Werkzeugkastens säuberlich im White Cube ausbreitet. Die Semantik der Dinge am Rande des Wahrnehmbaren verschieben, einen maximalen, theatralischen Ef-fekt durch minimalen Aufwand erzielen, Abfall und Gefundenes zeigen, Abnutzung statt Gestaltung vorführen: allesamt Aktionen, die einander in seiner Beiläufgkeit irgendwann ähneln. Auch Neubacher scheint hier eine aufs absolute Minimum reduzierte Materialität zu zelebrieren, die seine eigene Fragwürdigkeit gleich mit ausstellt.Doch der zweite Blick zeigt, dass man in diese Richtung völlig falsch denkt. Hier handelt es sich eben nicht um eine nachlässige, den Begriff der Skulptur, wie es so gern heißt, „unterwandernde“ Pose, sondern um das genaue Gegenteil: eine Übererfüllung des Genres, Neubacher geht hier mit einem fast manischen Interesse an handwerklicher Prä-zision vor. Das hier sorgfältig Bloßgelegte, exponierte Material des natürlichen, ursprüng-lichen und „echten“ sind nämlich tatsächlich seinen realen Vorbildern minutiös nach-empfundene künstliche artefakte. Er formt die Natürlichen Dinge als täuschend echte Objekte ab. Dabei zeigt er sich akribisch bemüht um eine Mimikry, die zahlreiche Fragen aufwirft – was ist authentischer: das Original oder das Imitat?
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